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10 Fragen zur Elektrifizierung der Schiene, Teil 2

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10 Fragen zur Elektrifizierung der Schiene, Teil 2

10 Fragen zur Elektrifizierung der Schiene, Teil 2

Verbrennungsmotoren mitsamt den dazugehörigen fossilen Brennstoffen wie Benzin und Diesel als Antrieb werden auf lange Sicht zu Auslaufmodellen. Denn auch wenn sie sich über lange Zeit bewährt haben, ist ihre Umwelt- und Klimabilanz einfach zu schlecht.

Um die unumgängliche Verkehrswende voranzubringen, ist die Elektromobilität ein zentraler Baustein. Fahrzeuge mit Elektroantrieb kommen mit weniger Energie aus und produzieren keine schädlichen Abgase. Zwar ist auch die Elektromobilität kein Allheilmittel und es gibt zweifelsohne noch viele Fragen, die geklärt werden müssen. Doch andere Technologien, die ebenfalls nach vielversprechenden Ansätzen aussehen, stehen eben noch ganz am Anfang.

Tatsächlich ist selbst die Elektromobilität auf der Straße gerade erst dabei, den Kinderschuhen zu entwachsen. Auf der Schiene sieht die Situation ganz anders aus. Längst als Standard etabliert, erbringen Züge schon jetzt rund 90 Prozent der Verkehrsleistung elektrisch. Aber das Schienennetz muss elektrifiziert werden, wenn das volle Potenzial ausgeschöpft werden soll.

Was das konkret bedeutet, erklären wir anhand von zehn Fragen zur Elektrifizierung der Schiene. Dabei haben wir in Teil 1 beantwortet, was mit Elektrifizierung gemeint ist, welche Vorteile sie hat, wie weit sie im deutschen Bahnnetz ist und welche Ziele es dazu gibt.

Hier ist Teil 2!:

 

  1. Ist das Ziel des Bundes zur Elektrifizierung überhaupt zu erreichen?

Die Bundesregierung möchte, dass das Bundesschienennetz bis zum Jahr 2025 zu 70 Prozent elektrifiziert ist. Die Bahnverbände machen sich über dieses Ziel hinaus für einen Grad der Elektrifizierung von 75 Prozent bis 2030 stark. Demnach müsste die Elektrifizierung in den kommenden Jahren um weit mehr als zehn Prozent steigen.

Im Ausbautempo der jüngeren Vergangenheit ist das nicht zu schaffen. Bis ein Bauprojekt im Schienenbereich fertig gestellt ist, vergeht viel Zeit. Aus diesem Grund müsste zeitnah eine konkrete Umsetzungsstrategie angestoßen werden, deren Realisierung direkt beginnt und die zugleich auf die langfristigen Ziele hinarbeitet.

Die Pläne dazu nehmen Gestalt an. Die Bundesregierung hat bereits die Strecken benannt, die elektrifiziert werden sollen. Die Bahnverbände haben ebenfalls Strecken vorgeschlagen. Dazu gehören Abschnitte mit dichtem Personennahverkehr und Güterverkehr, letzte Meilen im Schienengüterverkehr, Ausweichstrecken, Grenzübergänge und Lücken zwischen schon elektrifizierten Abschnitten. Nur gilt es jetzt eben, die Pläne auch umzusetzen.

 

  1. Wer entscheidet über die Elektrifizierung einer Strecke?

Bei Strecken im Bundesschienennetz liegt die Entscheidung beim Bund. Denn er ist der Eigentümer. Ist der Bund der Ansicht, dass eine Elektrifizierung Sinn macht, wird die entsprechende Strecke in ein Finanzierungsprogramm aufgenommen. Dabei stehen mehrere Finanzierungsprogramme zur Auswahl, beispielsweise der Bedarfsplan Schiene, das Programm Elektrische Güterbahn oder das Investitionsgesetz Kohleregionen.

Es gibt aber auch Strecken, bei denen die Bundesländer ein Wörtchen mitzureden haben. Geht es um Projekte im Nahverkehr, haben die Bundesländer die Möglichkeit, beim Bund Elektrifizierungen von Strecken für eine Förderung nach dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (GVFG) anzumelden. In diesem Fall trägt der Bund bis zu 90 Prozent der Kosten. Dabei können sowohl Strecken im Bundesschienennetz als auch Strecken der nicht bundeseigenen Eisenbahnen gefördert werden.

 

  1. Welche wichtigen Strecken wurden in letzter Zeit elektrifiziert?

Für den Güterverkehr ist die Achse Mitteldeutschland – Schlesien (Polen) sehr wichtig. Seit Dezember 2018 kann diese Strecke komplett elektrisch befahren werden. Damals ging die Elektrifizierung des noch fehlenden, rund 55 Kilometer langen Abschnitts von Knappenrode über Horka bis zur deutsch-polnischen Grenze in Betrieb.

Die Elektrifizierung des gut 150 Kilometer langen Abschnitts von Geltendorf bis Lindau startete im Dezember 2020. Seitdem ist die Verbindung zwischen München und Zürich vollständig elektrisch befahrbar. Geplant ist, dass bis Dezember 2021 der etwa 125 Kilometer lange Abschnitt zwischen Ulm und Lindau folgt. Von Ulm oder Stuttgart kommend, können dann sowohl Vorarlberg als auch die östliche Schweiz über Lindau und Bregenz durchgehend mit Strom angesteuert werden.

 

  1. Sind Oberleitungen in Zukunft überhaupt noch notwendig?

Bisher eignen sich alternative Antriebe nur für kleinere und mittelgroße Fahrzeuge. Sie werden überwiegend für Triebwagen im Personennahverkehr eingesetzt. Große und schwere Züge im Personenverkehr und vor allem im Schienengüterverkehr sind weiterhin auf die Elektrifizierung der Strecken angewiesen.

Sollen Strecken im Störungsfall flexibel für Umleitungen genutzt werden können, sind Oberleitungen ebenfalls unverzichtbar. Alternative Antriebe können deshalb eine gute und wichtige Ergänzung sein. Sie alleine reichen aber nicht aus, um einen flächendeckenden Einsatz von Strom im Schienennetz sicherzustellen. Ohne Oberleitungen wird es deshalb auch in Zukunft nicht gehen.

 

  1. Lohnt es sich, kurze Strecken zu elektrifizieren?

Eine Elektrifizierung rentiert sich immer dann, wenn eine Strecke stark frequentiert ist. Gleiches gilt, wenn auf diese Weise die Lücke zwischen Netzabschnitten geschlossen werden kann, die schon elektrifiziert sind. Wie lang der Streckenabschnitt ist, spielt dabei keine Rolle.

 

  1. Was steht der Elektrifizierung der Schiene entgegen?

Die größte Hürde bei der Elektrifizierung von Strecken ist die Geldfrage. Schienennetze zu elektrifizieren, verursacht hohe Kosten. Die Investitionen zahlen sich auf lange Sicht zwar aus. Denn die Elektrifizierung macht den Schienenverkehr leistungsfähiger und erhöht seine Wettbewerbsfähigkeit. In der Folge kann der Verkehr in größerem Umfang von der Straße auf die Schiene verlagert werden. Sowohl mit Blick auf die Klimaziele als auch verkehrspolitisch ist das dringend notwendig. Kann der Elektroantrieb den Dieselbetrieb ablösen, profitieren Klima und Umwelt zusätzlich.

Bei der Gegenüberstellung von Kosten und Nutzen haben bislang alle Projekte im Elektrifizierungsprogramm des Bundes ein positives Ergebnis erzielt. Trotzdem vergehen oft mehrere Jahre, bis nach einer positiven Bewertung die Finanzierung für ein Elektrifizierungsprojekt tatsächlich bereitsteht.

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